Wochen der Ausbildung digital

Ausbildungsmessen bieten Schüler*innen, die sich (kurz) vor ihrem Abschluss befinden, die Möglichkeit, sich über Berufe zu informieren und mit Firmen in Kontakt zu treten. Damit sind sie ein wichtiges Instrument sowohl für die Orientierung junger Menschen am Übergang von der Schule in den Beruf als auch für die Nachwuchsgewinnung von Organisationen. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) können von regionalen Messen profitieren, da diese mitunter über geringe Ressourcen und Personal verfügen, um im Alleingang aktiv auf junge Talente zuzugehen. 

Aufgrund der Corona-Pandemie konnten Ausbildungsmessen nicht vor Ort in Präsenz stattfinden. Im Landkreis Wittenberg in Sachsen-Anhalt fanden daher die sogenannten „Wochen der Ausbildung“ erstmals digital – vom 25. Mai bis 11. Juni 2021 – statt. 23 Unternehmen und 5 Hochschulen aus der Region sowie bundesweit stellten sich auf dem virtuellen Messegelände vor. Statt nur passiv vor einem Bildschirm zu sitzen, bestand für die Schüler*innen  die besondere Möglichkeit, sich mittels VR-Brille durch die Messe zu „bewegen“. Das Besondere: Die Schüler*innen konnten nicht nur die dreidimensionalen Stände der Organisationen besuchen, um sich orts- und zeitunabhängig zu informieren, sondern auch per Videochat mit Vertreter*innen der Unternehmen und Hochschulen in Kontakt treten. Rund 230 Jugendliche nutzten die Gelegenheit, ihren möglicherweise zukünftigen Ausbildungsbetrieben und/oder Hochschulen in 30minütigen Gesprächen Löcher in den Bauch zu fragen. Die Schüler- und Lehrer*innen sowie die Unternehmen und Hochschulen, als auch die Initiator*innen von Job.Läuft (RÜMSA) waren von den technischen Möglichkeiten sowie dem breiten Spektrum an Ausbildungs- und Studiengängen begeistert! 

Virtuelle Messen bieten große Vorteile. So zeigen es die Erfahrungen aus dem Landkreis Wittenberg. Sie erfordern keinen großen Fahrt- und Transportaufwand. Dadurch sind sie auch in weitläufigen Regionen mit schwacher öffentlicher Verkehrsinfrastruktur für Jugendliche leichter nutzbar und zudem ressourcenschonend. Dank digitaler Messestände mit Foyer, Live-Chats, VR & Co. lassen sich analoge Messeauftritte nahezu eins zu eins virtuell umsetzen. Hierfür braucht es eine gute Strategie und eine umfangreiche Planung für eine erfolgreiche Umsetzung. Des Weiteren muss für dieses Konzept bei Unternehmen, Hochschulen und in den Schulen der Region intensiv geworben werden.  Bei den digitalen Wochen der Ausbildung in Wittenberg stellte sich der direkte und persönliche Kontakt zu den Schulen und Lehrer*innen als besonders gewinnbringend heraus, um interessierte Schüler*innen für die digitale Ausbildungsmesse zu begeistern. Zudem konnten durch die persönlichen Gespräche Hürden zur Teilnahme am digitalen Format – etwa aufgrund mangelnder technischer Ausstattung der Schulen – identifiziert und gemeinsam Lösungen zur Überwindung gefunden werden.

Es bleibt jedoch die Erfahrung, dass Gymnasiast*innen digital besser erreicht wurden als Schüler*innen anderer Schulformen. Der Erfolg digitaler Ausbildungsmessen hängt daher wohl nicht zuletzt am Konzept. Grundlage hierfür ist ein passgenauerer Zuschnitt auf die Zielgruppen und Ausbildungsanbietende sowie eine gute Öffentlichkeitsarbeit und Akquise der Teilnehmenden im Vorfeld.